(Die Entfaltung der Küche)
Ane Hjort Guttu & Sveinung Rudjord Unneland, Gard Frantzsen,
Brandon LaBelle, Borghild Rudjord Unneland,
Åse Løvgren, Matias Grøttum und Charlotte Besujien
Freitag 25. April ab 19 Uhr
20:30 Uhr: Performance von Jeremiah Day
On And Off The Face Of The Earth
Es gibt etwas zu Essen…
Samstag 26. April 15:00-17:00: Dinner & Movie mit u.a. Vorführung des Kurzfilm Fuck your Landlord von Thomas Kilpper aus 2003.
Ausstellung 25.04.-25.05.2025
geöffnet nur nach Voranmeldung: mobil +49 178 3298 106, email: mailto@after-the-butcher.de
Unfolding the Kitchen gehört zum Erbe der selbstorganisierten Initiativen, die das Kunstfeld vorantreiben, indem sie die Möglichkeiten der künstlerischen Praxis ausloten. Im Zentrum der Ausstellung steht eine selbst gebaute Küche. Sie ist extra aus Norwegen angereist. Ursprünglich als szenografisches Element für den Film Manifest von Ane Hjort Guttu gebaut, entwickelte sie sich zu einem lebendigen Treffpunkt. Zunächst wurde sie von Studierenden und Mitarbeitenden der Fakultät für Kunst, Musik und Design der Universität Bergen genutzt. Später wurde sie zum Mittelpunkt zahlreicher Kunstprojekte und Aktivitäten, zu einem eigenständigen Veranstaltungsort, von denen einige in der Ausstellung vorgestellt werden.
Was sich in After the Butcher entfaltet, sind Gesten, die von politischer Schärfe und Intervention als künstlerischen Methoden zeugen. Eine Reihe von Projekten entspringen dem Wunsch, sich mit dem auseinanderzusetzen, was wir Kulturschaffende als Dissonanz im Zusammenhang mit der immer stärkeren Kommerzialisierung der Kreativität und künstlerischen Praxis erleben. In der Ausstellung geht es in erster Linie darum, die Möglichkeit des Gegenteils zu untersuchen; sich mit Menschen und Praktiken zu beschäftigen, die zeigen, dass alternative, nicht-kommerzielle Ansätze nicht nur möglich sondern wichtiger denn je sind.
Hier setzt auch die Performance von Jeremiah Day an – On And Off The Face Of The Earth – setzt sich mit dem Begriff der Permanenz und des Verschwindens des Menschen, Rechten und Rechtlosigkeit auseinander und mit der Frage, wie sich die künstlerische Praxis auf diese aktuellen gesellschaftlichen Bedingungen beziehen kann.
Die Ausstellung wird von Gard Frantzsen und Sveinung Rudjord Unneland zusammengestellt und organisiert.
Unterstützt von: OCA Office of Contemporary Art Norway, Bergen Municipality, Billedkunstnernes Vederlagsfond

DIE KÜCHENSKULPTUR / MANIFESTO
MANIFESTO (Ane Hjort Guttu, 2021)
Eine kleine Kunsthochschule wird als eine von vielen Abteilungen in einem prestigeträchtigen Neubau mit einer riesigen Universität zusammengelegt. Dabei müssen die administrativen Abläufe der Universität eingehalten werden. Doch insgeheim beschließen die Studierenden und Mitarbeitenden, sich selbst als unabhängige Kunstschule zu organisieren. Sie schaffen ihre eigenen Kurse, Programme und ihre eigene Leitung, ohne das Wissen der Universität.
Manifesto untersucht, wie Bildung durch eine erstickende Überwachungs- und Verwaltungskultur in die Enge getrieben werden kann, und erinnert uns daran, dass künstlerische Autonomie und Selbstorganisation für das Gedeihen künstlerischer Praktiken von entscheidender Bedeutung sind.
THE KITCHEN SCULPTURE (Ane Hjort Guttu und Sveinung Rudjord Unneland, 2021) wurde als Requisite für den Film Manifesto geschaffen und später als temporärer und mobiler Versammlungsraum an der Fakultät für Kunst, Musik und Design an der Universität in Bergen, Norwegen, genutzt. Hier wurde er zum Zentrum verschiedener künstlerischer Interventionen von Studierenden und Mitarbeitenden, die darauf abzielten, die unmittelbare institutionelle Umgebung zu hinterfragen und Lebensmittel herzustellen.
NEUE PROJEKTE
THE CAMPAIGN COLLECTIVE ist ein Plakatprojekt, das aus einer kollektiven Wandarbeit hervorgegangen ist, die sich mit Fragen der Selbstorganisation in von Künstlern betriebenen Projekten befasste. Künstler*innen und Kulturschaffende wurden gebeten, visuelle Beiträge zu leisten, die sich auf Selbstorganisation, ihre Kunstausbildung oder andere relevante Inspirationsquellen beziehen. Das Projekt findet sowohl im Raum von After the Butcher als auch im öffentlichen Raum statt. Initiiert und entwickelt von Gard Frantzsen.
DINNER & A MOVIE findet in Form einer Filmvorführung mit anschließendem gemeinsamen Essen statt. Die Veranstaltungsreihe konzentriert sich auf die Vorführung von Filmen, die Wege zur Nutzung kreativer Prozesse im täglichen Leben aufzeigen. Es handelt sich um ein Projekt, das von verschiedenen Mitgliedern der unfinished institution, einem Atelierkollektiv in Bergen, Norwegen, organisiert wird. Bei After the Butcher zeigen wir einen Kurzfilm von Thomas Kilpper, Galerist und Mitbegründer von After the Butcher, mit dem Titel FUCK YOUR LANDLORD (2004). Die Veranstaltung wird organisiert von Charlotte Besujien
THE KITCHEN CONVERSATIONS – ist ein fortlaufendes Projekt, das von Mitgliedern der unvollendeten Institution organisiert wird. Während kurzer Sitzungen dient unsere Gemeinschaftsküche als Ort für Gespräche, die später von der unfinished press transkribiert und veröffentlicht werden. Zu diesem Anlass zieht das Projekt nach Berlin und lädt internationale Akteure des Kunstfeldes ein, um über institutionelle Praktiken und Selbstorganisation zu diskutieren.
LOST BATTLES SHOULD ALSO BE FOUGHT – Das Filmprojekt nähert sich dem Graffiti-Künstler Gard Frantzsen als Protagonisten und betont sein Beharren auf ästhetischen Ausdrucksformen im öffentlichen Raum. Das zentrale Thema des Films ist ein Gespräch zwischen dem Künstler und der emeritierten Professorin Cecilie Høigård. Høigård hat ein Jahrzehnt lang über Graffiti und ihre Rolle als Widerstandsstrategie geforscht. Der Film knüpft an die Diskussionen an, die sie in den späten 1980er Jahren begannen, als Frantzsen ein junger Graffitikünstler war. Parallel dazu verfolgen wir einen Stadtspaziergang in Bergen, einen dérive, der die Stadt als Gemeingut vorstellt. Der Film wurde von Gard Frantzsen und Sveinung Rudjord Unneland entwickelt.
THE INVISIBLE ACADEMY bringt Musiker, Künstler, Heiler und Pädagogen zu Jam-Sessions zusammen und erforscht die Selbstorganisation durch Improvisation. Das Projekt macht sich die gemeinschaftliche, transgressive und kreative Kraft improvisierter Klänge zu eigen und zelebriert Berlins selbstorganisierenden Geist. Die Jam-Sessions finden in der ganzen Stadt statt, wobei die Tonaufnahmen in der Galerie gesammelt werden, um eine visuelle Dokumentation zu vermeiden. Ellen Waterman beschreibt Improvisation als einen verhandelten Moment, der kritische Bewegungen hervorbringen kann. Die Initiative wurde von Brandon LaBelle ins Leben gerufen.
MEETING ON A CARPET ist ein gemeinsames Projekt mit Studierenden der Kunstschule in Bergen. Durch gemeinsames Schaffen stellen wir einen Teppich her, der als Treffpunkt und gemeinsame Plattform für Diskussionen über Kunst und Selbstorganisation dient. Während wir uns unterhalten, nähen und zeichnen wir auf den Teppich, so dass sich Gedanken und Bilder miteinander verbinden und den Teppich mit Bedeutung aufladen. An diesem Projekt sind Borghild Rudjord Unneland und Studierende der Kunstschule in Bergen beteiligt.
THE UNFINISHED PRESS ist ein Kunstbuchverlag, der kleine Broschüren mit künstlerischem, dialogischem Inhalt in Zusammenarbeit mit verschiedenen Künstler*innen und von Künstler*innen geleiteten Organisationen druckt und veröffentlicht. THE UNFINISHED PRESS stellt eine Reihe aktueller Veröffentlichungen vor, die sich auf mehrere der beteiligten Projekte beziehen. Sie wurde von Matias Grøttum gegründet und befindet sich derzeit in der unfinished institution.
Bei der Finissage werden wir das Projekt „Alright/wing?“ hier in die Ausstellung einbringen. Es wurde 2024 von Raimar Stange aus Anlass des 10jährigen Jubiläums der von Joulia Strauss ins Leben gerufenen und organisierten Academia Autonomia in Athen konzipiert. Künstlerinnen und Künstler wurden gebeten, Plakate bzw. Flugblätter zum Thema Rechtspopulismus zur Verfügung zu stellen, die dann in der Academia Autonomia einen Sommer lang als Poster und Flugblätter gezeigt wurden.
Bei dem Projekt haben insgesamt 50 Künstler*innen teilgenommen; international erfolgreiche wie z.B. Dan Perjowschi, Marina Naprushkina, Oliver Ressler, Bethan Huws oder Jonathan Monk gleichermaßen wie noch junge am Anfang ihrer künstlerischen Praxis stehende Kolleg*innen wie z. B. Anahita Razmi oder Ana Zibelnik/Jakob Ganslmeier.
Anschließend wurden ausgewählte Poster des Projekts an zahlreichen weiteren Orten in Deutschland und Österreich vorgestellt, so z. B. im Öffentlichen Raum auf Werbeflächen in Berlin oder im Kunstverein Hannover, dem Museumsquartier Wien und dem Kunsthaus Dresden. Dort wurden die Arbeiten im Foyer, im Treppenhaus, an einer Fensterfront und ebenfalls im Aussenraum gezeigt, als Hybride von Kunst und Aktivismus an der Schnitt- und Transitstelle zwischen Kunstraum und öffentlichem Raum.
Außerdem wurden in Athen, Bochum und Berlin einige Arbeiten als Flugblätter verteilt. Insofern richtet sich das Projekt an alle gesellschaftlichen Kräfte, über die Gefahr des weltweit grassierenden Rechtspopulismus nachzudenken.
Das Projekt „Alright/wing?“ wird betreut von Raimar Stange